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BIEMBACH/RÜEGSAU:

«Das kenni, das isch grad bi üs!»

Christian Siegenthaler stellt seine Tuschzeichnungen aus

07.04.2005 In der Bilderbörse «Gallery» in Rüegsauschachen stellt Christian Siegenthaler vom 3. bis am 24. April seine Tuschzeichnungen aus. Zur Vernissage sind zahlreiche Besucher erschienen, um die Werke des Biembacher Künstlers zu betrachten.

Lisa Blaser

«Das kenni, das isch ja grad bi üs!» Gestikulierend zeigt ein Besucher auf eine Tuschzeichnung, die ein malerisches Bauernhaus zeigt. Solche Ausrufe hört man oft während dieser Vernissage. Denn der Künstler Christian Siegenthaler bringt mit dem nur 0,1 mm dicken Tuschstift naturgetreue Darstellungen der Wirklichkeit aufs Papier. Bevorzugt sind Motive aus der Region. Die Bilder haben Titel wie «Rüegsau, bei der alten Schmitte» oder ganz urchig, der Egggraben in Biembach mit dem Titel: «Hier wohnte das Erdbeerimareili». Bilder, die die Leute berühren, weil sie die Häuser und Landschaften darauf kennen. Oftmals bekommt der pensionierte Lehrer Aufträge, bestimmte Motive zu zeichnen. Eine vertraute Landschaft oder das Elternhaus in Tusche als Geschenk für Freunde und Verwandte.

«Kann alles und doch nichts»

Christian Siegenthaler hat aber nicht immer gezeichnet. Er war Lehrer und unterrichtete 35 Jahre im Biembach. Schon am Lehrerseminar hat er durch seinen Lehrer Walter Simon viele Anregungen erfahren. Richtig gepackt hat es ihn aber erst 1997, als er an einem Kurs des Künstlers Urs P. Twellmann im Tessin teilnahm. Einmal liess Twellmann die Bemerkung fallen: «Typisch Lehrer, kennt viele Zeichen- und Maltechniken, keine ist jedoch gefestigt, geschweige denn ausgereift.» Obwohl Siegenthaler sich dessen bereits bewusst war, gab es ihm zu denken. Er wollte sich endlich einem bestimmten Stil verschreiben. Im ersten Kurs fiel ihm ein Teilnehmer auf, der sich dem Zeichnen mit dem Tuschstift widmete. Mit grosser Geduld liess er aus tausenden von kleinen Strichen ein Landschaftsbild entstehen. Die Lebendigkeit des Bildes und die Licht- und Schattenverhältnisse beeindruckten Christian Siegenthaler und so hatte er seine Stilrichtung gefunden.

Mindestens ein Bild pro Woche

Unter seinen Werken sind auch Portraits und Tierbilder zu finden, aber Siegenthalers liebste Motive bleiben Landschaften, die darin eingebetteten Häuser und Bäume. Eine neue Herausforderung ist für ihn nun die Darstellung von Bächen und Flüssen.

Seine Zeichnungen sind stimmungsvolle Bilder, die auch in schwarzweiss eine lebendige Atmosphäre vermitteln. «Mir ist es wichtig, dass ich etwas so darstellen kann, wie ich es sehe», meint der Künstler dazu. Zeichnen ist aber nicht das einzige Hobby des 62-Jährigen. Er engagiert sich auch als Kaninchenzüchter und im Schützenverein. Beim Zeichnen vergesse er oft die Zeit. Aber man merkt, dass er diese Zeit gerne fürs Zeichnen einsetzt. Für ein Bild brauche er manchmal über zwei Tage: «Ich habe mir zum Ziel gesetzt, immer ein Bild pro Woche zu zeichnen.»

Natürlich muss auch das Wetter stimmen. Und um ein Bild zu machen, studiert er das Haus oder die Landschaft zuerst genau. «Ich muss sehen, ob es ein Nachmittags- oder ein Vormittagshaus ist.» Schönes Wetter sei gut wegen der Lichtverhältnisse und wirke sich auch positiv auf das Gemüt aus, wie er lächelnd anfügt.

Ausstellung dauert bis am 24. April. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag, 14–17 Uhr; Samstag, 10–12 Uhr und 13–16 Uhr; Sonntag, 14 bis 17 Uhr.

Artikel im Internetauftritt der Wochenzeitung für das Emmental und Entlebuch >>> Zurück zum Inhaltsverzeichnis